Museum
für historische Wehrtechnik


Sonderausstellungen

2009 - Der Yatagan - ein Säbelbajonett

„Jatagan, kurzes Schwert, siehe Yatagan“
„Yatagan, ein kleiner Handschar, orientalisches kurzes Schwert mit konvex gekrümmter, zweischneidiger Klinge. 1840 nahm man in Frankreich für die Jägerbüchse M 1840 einen Yatagan an, und auch das franz. Chassepotgewehr M 1866 war gleichfalls für einen Y. eingerichtet; 1874 wurde er beim Grasgewehr durch ein Degenbajonett ersetzt.“
Brockhaus’ Konversations-Lexikon, 1903

1830 besetzte Frankreich einige Hafenstädte in Algerien und versuchte, in den folgenden Jahren das Land zu besetzen und die heftigen Aufstände niederzuschlagen. Die Kämpfe dauerten bis 1847, danach begann die Besetzung des Landes als Kolonie, später umgewandelt in ein Département. Bei diesen Kriegen scheinen die Franzosen schlechte Erfahrungen mit den Berbern und sonstigen „wilden Völkern“ gemacht zu haben. Unter anderem waren sie sich sicher, dass sie auch so eine mörderische Blankwaffe wie die Algerier haben müssten. Die fragliche Waffe war der Yatagan, der mit seiner leicht S-förmig geschwungenen Keilklinge für Stich und Hieb gleich gut geeignet war.
So führten sie 1840 ein Bajonett mit Yataganklinge ein. Dabei kombinierten sie die damals übliche Griffwaffe, das Faschinenmesser bzw. den Hirschfänger, mit dem auf den Gewehrlauf aufpflanzbaren grifflosen Bajonett.

1842 wurde der französische Yatagan noch einmal nachgebessert.

„Zwischen 1800 und 1870 kamen fast alle wichtigen Impulse für die Waffenentwicklung aus Paris“
Hans-Dieter Götz, Militärgewehre und Pistolen der Deutschen Staaten 1800 bis 1870

Die neue Waffe machte allgemein Furore in ganz Europa. Im folgenden halben Jahrhundert beeilten sich fast alle Armeen (außer Preußen) Yataganmodelle einzuführen, denn den Konstrukteuren war damit eine vielseitig verwendbare Seitenwaffe gelungen, die gleichzeitig als Kurzsäbel, Werkzeug und als Bajonett dienen konnte.
Dieses neuartige Säbelbajonett vereinte die Wirkung einer gebogenen Klinge beim Hieb mit der einer geraden beim Stoß. Außerdem erreichten Gewehr und aufgepflanzter Yatagan eine Länge von etwa 1,9 m, womit sich der Infanterist halbwegs der Kavallerie erwehren konnte.
Zur Befestigung am Gewehrlauf erhielt der Yatagan eine Nut am Griffrücken, die auf eine Schiene am Lauf geschoben werden konnte. Dazu kam eine Bohrung in der Parierstange, die über die Gewehrmündung gesteckt wurde und damit für festen Sitz sorgte.
Außerdem wurde eine federbetätigte Klinke am Gewehr eingerastet.
Im Laufe der Zeit wurden die Waffen leichter und auch eleganter, bis sie schließlich gegen Ende des Jahrhunderts allgemein durch die „in Mode“ gekommenen Degen- und Messerbajonette abgelöst wurden.

M1874 Peabody-Martini - Türkei
M 1844 - Sardinien
M 1880/81 Mauser-Milanovic - Serbien
verm. Snider - Portugal

Das zuletzt eingeführte Yataganmodell dürfte das portugiesische Modell Kropatschek 1886 gewesen sein. Spätestens im 1. Weltkrieg war die Ära der Yatagane endgültig zu Ende.

Diese Sonderausstellung kam zustande auf Anregung unseres 2012 im Alter von 90 Jahren verstorbenen langjährigen Mitglieds Hugo Schürer, der uns die Exponate aus seiner Sammlung von über 700 Bajonetten und Kampfdolchen jeweils zu einem von ihm selbst ausgesuchten Thema zur Verfügung gestellt hatte. Seine Sammlung existiert nach einer Versteigerung bei einem Auktionshaus nur noch virtuell auf der von einem seiner Söhne eingerichteten website  - siehe http://schuerer-pku.de/HS/index.html .

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